Die Kampagne «Not a Joke – Gib Mobbing keine Chance» soll Kinder und Jugendliche sensibilisieren. Doch damit sei es nicht getan, sagt Mobbing-Experte Pascal Kamber – und drängt auf schnelle Massnahmen.

Mit der Verbreitung von Smartphones und den sozialen Medien hat sich auch das Mobbing ins Internet verlagert. Veröffentlichte Nacktbilder, anonyme Täter und das Gefühl, nicht entkommen zu können, machen es besonders schwierig für Betroffene. Diese Woche lancierte die nationale Plattform Jugend und Medien, welche dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) angehört, in Zusammenarbeit mit Pro Juventute und der Schweizerischen Kriminalprävention die Kampagne «Not a Joke – Gib Mobbing keine Chance». Im Fokus steht das Cybermobbing.

«Mobbing ist kein neues Phänomen – aber wir beobachten eine steigende Tendenz», sagt Pascal Kamber, Fachberater bei der Fachstelle «Hilfe bei Mobbing». Oftmals beginne Mobbing offline und verlagere sich dann ins Netz. «Beim konventionellen Mobbing haben Betroffene eine Pause, wenn sie etwa von der Schule nach Hause kommen. Cybermobbing hingegen ist 24 Stunden am Tag möglich und erreicht dazu noch eine viel höhere Reichweite», sagt Kamber. Dazu können sich Täter im Netz anonymisieren – was die Hemmschwelle senke und das Mobbing noch hässlicher und intensiver werden lasse. Besonders bei Kindern und Jugendlichen sei es wichtig, dass diese sich an eine erwachsene Person wenden, wenn sie gemobbt werden, sagt Fachberater Kamber. Dies können etwa Eltern, Lehrpersonen oder sonstige Vertrauenspersonen sein. Gerade beim Cybermobbing spiele oft eine Sexualisierung mit – etwa bei Nacktbildern. Hier sei die Hemmschwelle, sich an Erwachsene zu wenden, für Betroffene besonders hoch. Doch Hilfe zu holen, sei wichtig: «Aus einer Mobbingsituation kommen die wenigsten Kinder und Jugendlichen von selbst wieder heraus», sagt Kamber.

Vom Vorhaben der Behörden ist der Fachberater jedoch nicht überzeugt: «Alleine mit Kampagnen ist noch zu wenig gemacht», so Kamber. «Es braucht hier eine nachhaltige Vorgehensweise und das sehr schnell – anstatt das Thema zu bagatellisieren, müssen sich die Politik, der Bund, die Kantone und Gemeinden dem Thema annehmen», sagt er. So sollen etwa bereits in der Grundausbildung die schulischen Fachpersonen in den Themen Mobbing, Cybermobbing und Konflikte ausgebildet werden, fordert Kamber.

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