Mobbing

Definition

Der Begriff «Mobbing» tauchte erstmals zu Beginn der 80er-Jahre auf und stammt aus dem Englischen «mob» (Nomen) / «to mob» (Verb) ab. Letzteres wird übersetzt mit «schikanieren, anpöbeln, angreifen, bedrängen, belagern», ersteres mit «Bande, Meute, Horde». Obwohl aus dem Englischen, ist der Begriff im englischsprachigen Raum unbekannt. Dort wird anstelle von Mobbing das Wort «bullying» (Verb) verwendet, was soviel heisst wie «schikanieren, einschüchtern, drangsalieren, quälen, nötigen, herumkommandieren». Ein «bully» (Nomen) ist ein «Tyrann, Fiesling, Schläger, brutaler Mensch».

Mobbing ist ein Gruppenphänomen, woran alle – zum Teil unbewusst – in der einen oder anderen Form beteiligt sind. Die von Mobbing betroffene Person wird nicht vereinzelt, sondern immer wieder und über einen längeren Zeitraum hinweg geschädigt. Meist erfolgt Mobbing in einer aggressiven Form, sowohl physisch wie auch psychisch und zielt stets auf denselben Schüler ab.

 

Um den Lesefluss zu vereinfachen wird nur eine Form verwendet. Gemeint sind jedoch immer beide Geschlechter.

Mobbing in Schulen

Ängste, Unsicherheit, Wegschauen und Tabus führen dazu, dass Mobbing-Betroffene kaum Unterstützung und Hilfe bekommen. Das grosse Schweigen rund um die Mobbing-Thematik ist eines der grössten Hindernisse, um Mobbing gezielt zu stoppen. Stark und mutig ist nicht, wer Mobbing-Handlungen ausführt, sich zum Mitmachen und Mitlachen hinreissen lässt oder wegschaut. Mutig ist, wer sich entscheidet hinzuschauen und gezielte Schritte einleitet, Mobbing zu unterbinden.
Da Mobbing fast ausnahmslos in der Schulklasse beginnt, muss auch an den Schulen gehandelt werden.
Opfer von Mobbing sprechen selten von sich aus darüber. Sei es aus Angst vor noch heftigeren (Rache)Attacken, nicht ernstgenommen zu werden, als Petze zu gelten oder aus Scham – ein erster Schritt ist, dass man Schüler zum Melden von Mobbing-Vorfällen ermutigt. Und dies setzt die Bereitschaft zum Hinschauen voraus. Es ist von grösster Wichtigkeit, dass Lehrpersonen, denen von Mobbing-Fällen berichtet wird oder die sie selber aufdecken, Unterstützung vom Kollegium und der Schulleitung erhalten. Eine klare Anti-Mobbing-Schulkultur ist ein erster Schritt.

 

Charakteristisch für Mobbing

Mobbing bedeutet wiederholtes und systematisches Schikanieren, Hänseln, Drohen, Beschimpfen, Herabsetzen, Blossstellen, Ausgrenzen, Demütigen mit dem Ziel der Täter, sich selbst als mächtig darzustellen und die betroffene Person niederzumachen.

Mobbing richtet sich meist gegen eine einzelne Person.

Mobbing beruht auf einer Eigendynamik, die überall und jederzeit entstehen kann.

Mobbing ist eine besondere Form von Gewalt, welche in verschiedenen Varianten auftreten kann: Verbal / via Social Media, physisch und psychisch.

Mobbing hat nichts mit begründeter Kritik zu tun. In einer Form eines Machtmissbrauchs verletzt es immer die Würde und Integrität einer Person. Häufig zielen die Beleidigungen auf persönliche Schwächen, die ethnische Herkunft oder das Privatleben ab.

Mobbing findet nicht vor Erwachsenen oder Lehrpersonen statt.

 

Konflikte werden dagegen offen vor Eltern und Lehrpersonen ausgeübt.

Ein einmaliger Streit oder ein Konflikt zwischen zwei Gruppen ist kein Mobbing.

 

Der Übergang ist oft schleichend und nicht immer klar erkennbar.

 

Mobbing von einem Konflikt zu unterscheiden ist nicht immer einfach.

 

Die Beteiligten

 

Jeder kann Opfer  von Mobbing werden. Es hängt nicht unbedingt von bestimmten Eigenschaften, der Herkunft oder der Verhaltensweise ab.

Oft gehen wir in der Gesellschaft davon aus, dass ein Mobbing-Opfer schwach, wenig selbstbewusst, ängstlich, unfähig sich zu wehren ist oder eine körperliche Einschränkung hat. Dieses Bild eines Mobbing-Opfers wird aber von der Wissenschaft nicht bestätigt. Es zeigt sich, dass es jedes Kind oder Jugendlichen treffen kann.

 

 

 

Mobbing erkennen

Je schneller Mobbing erkannt wird, desto schneller und besser kann dem Betroffenen geholfen werden. Von Mobbing betroffene Kinder und Jugendliche zeigen deutliche Veränderungen gegenüber ihrem vorherigen Verhalten.

 

 

 Typische Mobbing-Signale

 

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Leistungsabfall und Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule
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Rückzug und Isolation (kaum mehr Kontakt zu Gleichaltrigen)
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Traurigkeit, Lustlosigkeit, schwindende Lebensfreude
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Aggressionen, Wut, Nervosität
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Ess- und Schlafstörungen
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Körperliche Beschwerden («seelische» Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen)
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Oft fehlende / kaputte Sachen und körperliche Verletzungen
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Vermeidungsverhalten (kommt zuletzt in die Schulklasse, geht nicht in die Pause, bleibt krank zu Hause)
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Anpassungsversuche (verteilt offensiv Geschenke oder spielt den Clown, um irgendwie aus seiner Situation zu kommen)

Interview von SRF Youngbulanz

Bettina Dénervaud beantwortet folgende Fragen:
u
Wie definiert man Mobbing?
u
Welche Rollen gibt es?
u
Was kann man machen, wenn man selbst von Mobbing betroffen ist?
u
Was kann ich machen, wenn ich Zeuge von Mobbing werde?
u
Was unterscheidet Cybermobbing von Mobbing?

Wann ist es Mobbing, Wann ist es ein Konflikt

Nicht jeder Streit, jede Meinungsverschiedenheit oder Rauferei ist gleich Mobbing

Mobbing

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VERDECKTE AKTIONEN

Mobbing-Handlungen sind für Lehrkräfte und andere Erwachsene häufig nicht direkt zu erkennen, da die Akteure ihre Aktionen und Handlungen verdeckt durchführen. Für die Klassenkameraden allerdings ist das Geschehen meist gut sichtbar. Mobbing-Handlungen werden dann offen ausgeübt, wenn die Akteure sich relativ sicher sein können, dass seitens der Schule nicht interveniert wird.

 

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PERMANENTER MACHTMISSBRAUCH

Die dauerhaften Schikanen sind konstituierend für ein Geschehen, das treffend mit Mobbing bezeichnet werden kann. Isolierte einzelne Übergriffe und Schikanen sind unangenehm, aber wegen der ausbleibenden Wiederholung nicht ausreichend, um ein Mobbing-System zu entwickeln.

 

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LÖSUNGEN WERDEN NICHT GESUCHT

Mobbing hört normalerweise nicht von selbst auf. Es geht den Mobbing-Akteuren nicht um die Lösung eines Problems, auch dann nicht, wenn ein Konflikt am Anfang der weiteren Entwicklung stand. Eine Lösung würde den Gewinn gefährden, den sie aus den wiederkehrenden Aktionen ziehen: Anerkennung, Machterfahrung, Sicherheit, nicht selbst zum Opfer werden. Die Mobbing-Akteure setzen ihre Übeltaten fort, selbst wenn seitens der Betroffenen ein Rückzug und keine Gegenwehr erfolgt. DieAkteure brauchen den kontinuierlichen Beweis ihres überlegenen Status, den sie aus ihren Handlungen gewinnen.

 

Konflikt

OFFENE AKTIONEN

Schüler  «verstecken» ihre Konflikte untereinander meist nicht. Sie tragen ihren alltäglichen Streit offen vor den Augen der Lehrkräfte und ihren Mitschülern aus. In Konflikten, die sich zuspitzen und weiter eskalieren, erfolgen sogar aggressive Angriffe schulöffentlich.

BEGRENZTER MACHTMISSBRAUCH

Auch in Konflikten kann Macht in negativer Weise genutzt werden, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Ist dieses Ziel erreicht, sind auch die Angriffe beendet.

 

LÖSUNGEN WERDEN GESUCHT

Konflikte enden üblicherweise, nachdem sie ausgetragen wurden und eine Lösung gefunden ist. Diese muss nicht zwangsläufig konstruktiv sein, und es müssen auch nicht alle Beteiligten damit zufrieden sein. Auch Gewinner-/Verlierer-Ergebnisse sind möglich. Von Bedeutung ist, dass keine weiteren eskalierenden Handlungen der Beteiligten erfolgen und die gegebene Situation – zumindest vorübergehend – akzeptiert wird.

Was können wir Tun

Hinnehmen soll man Mobbing auf keinen Fall. Nach Hilfe zu fragen, hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern erfordert viel Mut und ist Voraussetzung, um Mobbing zu beenden. Wenn Eltern, Lehrer, Bekannte oder auch Mitschüler eine Ahnung oder sogar die Gewissheit haben, dass ein Mobbing-Fall vorliegt, ist es elementar, mit den richtigen Personen oder Stellen Kontakt aufzunehmen.

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Lehrerpersonen haben die Möglichkeit, sich mit Kollegen auszutauschen, die Schulleitung zu informieren oder auch unsere Fachstelle beizuziehen.
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Eltern wenden sich am besten an die Lehrperson, die Schulleitung, die Schulsozialarbeit, den schulpsychologischen Dienst, eine psychiatrische Beratungsstelle oder unsere Fachstelle. 
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Mitschüler  wenden sich als erstes an die Klassenlehrperson. Sollte dies nichts bewirken, besteht die Möglichkeit, direkt an die Schulleitung oder die Schulsozialstelle zu gelangen.
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Bekannte oder Zuschauer wenden sich ausserhalb der Schule an die Eltern, ansonsten am besten an die Klassenlehrperson oder die Schulleitung.

Ratschläge für Eltern

Unterstützen Sie ihr Kind – Es braucht sie!

 

 

Nehmen Sie ernst, was ihr Kind berichtet, hören Sie aufmerksam zu und verharmlosen Sie nicht.
Erklären Sie Ihrem Kind, dass Hilfe holen kein Petzen ist!
Raten Sie Ihrem Kind, sich nicht mit Süssigkeiten, Geld oder Gefälligkeiten freizukaufen oder zu gefallen.
Bestätigen Sie Ihrem Kind, dass nichts falsch an ihm ist.
Geben Sie Ihrem Kind nicht das Gefühl, durch sein Verhalten allenfalls selbst schuld zu sein.
Beteiligen Sie Ihr Kind an Ihren Überlegungen, wie das weitere Vorgehen aussehen könnte. Versichern Sie ihm, dass Sie nichts unternehmen werden, was sich negativ auswirken könnte.
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Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes immer ernst und sprechen Sie mit ihm darüber. Ihr Kind lernt dadurch, dass seine Gefühle wichtig sind und es ein Recht darauf hat, respektiert zu werden.

Was Eltern nicht tun sollten

Verständlicherweise wollen Eltern möglichst schnell helfen und dem Mobbing Einhalt gebieten. Sie handeln dann oft recht impulsiv und kontaktieren beispielsweise als erstes die Eltern der Mobbing-Akteure. Auch wenn dies gut gemeint ist, haben solche Handlungen grosses Potential, die Lage zu verschlimmern. Dies hat oft zur Folge, dass die Eltern untereinander in einen Konflikt geraten. Konstruktive Lösungswege werden dadurch zusätzlich erschwert. Auch sollten Sie keinesfalls die Mobbing-Akteure selbst konfrontieren, denn dies führt in der Regel zu einer Verschlimmerung der Mobbingsituation. Ihr Kind kommt dann umso mehr unter Druck und wird von den Akteuren für Ihre Intervention zusätzlich gestraft.

Machen Sie keinesfalls Aussagen Ihrem Kind gegenüber wie «vielleicht müsstest Du Dich halt auch ein bisschen anders verhalten» oder ähnliches. Dies führt beim Kind zu eigenen Schuldzuweisungen im Sinne von «womöglich trage ich ja wirklich selbst schuld, dass die andern mich so behandeln…».

Entscheiden Sie zudem nichts über den Kopf Ihres Kindes hinweg, sonst fühlt sich Ihr Kind «hintergangen» und erzählt plötzlich gar nichts mehr und verschliesst sich Ihnen gegenüber. Erklären Sie Ihrem Kind deutlich, dass es keine Schuld trifft und dies jedem passieren kann. Aber auch, dass es die Mobbingsituation nicht einfach zu erdulden hat, sondern ein Recht auf Unterstützung und Hilfe hat. 

 

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