Zeitungsbericht zum Thema „Wenn sich Kinder plagen“: Schulbehörden, Schulleiterverband und unsere Mobbing-Fachstelle kommen zu Wort. Hier ein Auszug aus dem Artikel:
Schulbehörden haben oft Mühe, Mobbing von normalen Konflikten zu unterscheiden. Jedes fünfte Schulkind berichtet von Mobbingerfahrungen. Bettina Dénervaud von der Mobbing-Fachstelle „Hilfe bei Mobbing“ räumt ein, dass Mobbing von aussen schwierig zu erkennen sei. Die betroffenen Kinder würden meist schweigen, um nicht als Petze zu gelten. „Sie haben zu Recht Angst, dass das die Aggressionen der Tätergruppe verstärkt.“ Im Unterschied zu einem Konflikt, der sich lösen lasse, wenn die Streitursache bereinigt werde, sei Mobbing ein Gruppenphänomen, bei dem ein Kind systematisch über längere Zeit immer wieder fertiggemacht werde, erklärt Dénervaud. Dabei besteht zwischen der Tätergruppe – meist versammeln sich um die Hauptakteure in kurzer Zeit zwei bis fünf Mitläufer – und betroffenem Kind ein Machtgefälle. Die Tätlichkeiten werden gezielt eingesetzt, um das Opfer zu verletzen. Gegen diese Angriffe können sich die Betroffenen nicht selbst wehren. Von neutral eingestellten Kinder erhielten sie keine Hilfe, weil diese befürchteten, selbst in die Schusslinie zu geraten. Die Täterkinder seien oft sehr charismatisch und könnten andere Kinder in ihren Bann ziehen. Doch hätten sie manchmal bereits als junge Kinder selbst psychische Probleme. „Ein anderes Kind zu mobben, gibt ihnen ein Gefühl von Macht und Zugehörigkeit“, sagt Dénervaud. Deshalb arbeitet sie an den betroffenen Klassen nach dem sogenannten „No Blame Approach„. Sie beschuldigt niemanden, sondern versucht die Hauptakteurinnen und Mitläufer in ihren positiven Eigenschaften zu bestärken, das Klassenklima zu verbessern und eine Unterstützergruppe für das Mobbingopfer aufzubauen. So entzieht sie der Tätergruppe ihre destruktive Macht und gibt ihr trotzdem ein besseres Gefühl. „Damit kann man schon in wenigen Wochen etwas bewirken“, sagt Dénervaud.
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